Borderline-Persönlichkeitsstörung
Personen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind emotional sehr sensibel. Besonders in Beziehungen erleben sie häufig rasch wechselnde Stimmungen, Schwierigkeiten, Nähe und Distanz zu regulieren und eine ausgeprägte Angst, verlassen zu werden. Ihre Beziehungsgestaltung ist intensiv, aber sehr wechselhaft, so dass andere Personen oft wechselweise stark idealisiert und dann wieder abgewertet werden. Zudem neigen Betroffene zu impulsiven Handlungen, wie z. B. Wutausbrüchen, Substanzmissbrauch, Essanfällen, selbstverletzenden Verhaltensweisen oder suizidalen Handlungen.
Hauptmerkmale einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind eine Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, starke Stimmungsschwankungen und plötzlich einschießende sehr aversiv erlebte Anspannungszustände. Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben häufig große Ängste, verlassen zu werden, und bemühen sich, dies zu verhindern. Ihre Beziehungen sind oft sehr wechselhaft und von dramatischen Änderungen der Sichtweise auf Andere geprägt. In vielen Fällen liegt eine Identitätsstörung vor, die durch ein instabiles Selbstbild charakterisiert ist und sich z. B. in einem häufigen Wechsel persönlicher und beruflicher Ziele äußern kann. Betroffene zeigen oft impulsives, selbstschädigendes Verhalten in verschiedenen Bereichen, wie im Glücksspiel, in unverantwortlichen Geldausgaben, Substanzmissbrauch, Essanfällen, risikoreichem Sexualverhalten oder Hochrisikoverhalten. Hierzu zählen auch wiederholte Suizidhandlungen, Suizidandrohungen oder Selbstverletzungen. Die Stimmung der Patienten ist häufig sehr instabil und stark durch äußere Faktoren beeinflussbar. Viele Betroffene berichten von einem quälenden Gefühl der chronischen inneren Leere. Weiterhin bestehen oft Schwierigkeiten in der Regulation und dem Ausdruck von Wut. Unter hoher Anspannung können außerdem dissoziative Symptome auftreten.
Ein Entstehungsmodell der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Für die Entstehung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung wird ein biosoziales Störungsmodell (nach Linehan) angenommen. Nach diesem Modell spielen zwei Faktoren eine zentrale Rolle: zum einen eine erhöhte emotionale Sensitivität des Betroffenen und zum anderen eine invalidierende (abwertende) Umgebung, in der zentrale Grundbedürfnisse nicht erfüllt wurden.
Es wird angenommen, dass Betroffene bereits eine angeborene erhöhte emotionale Sensitivität aufweisen. Das bedeutet, dass sie im Vergleich zu anderen Gefühle intensiver wahrnehmen. Emotionale Erregungen können durch kleinere Auslöser hervorgerufen werden und es dauert länger, bis sie sich wieder zurückbilden. Diese Veranlagungen stellt jedoch zunächst keinen pathologischen Zustand dar, sondern kann in einer förderlichen Umgebung ebenso zu einer individuellen Stärke werden. Zur Entstehung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist als entscheidender Faktor eine invalidierende (abwertende, nicht-wertschätzende) Umwelt anzunehmen. Betroffene kommen meist aus einer unsicheren, chaotischen, wenig liebevollen, hart strafenden oder abwertenden Umgebung. Grundbedürfnisse wie Sicherheit, Wärme, Geborgenheit und Aufmerksamkeit wurden nicht erfüllt. Der Ausdruck von Gefühlen oder Bedürfnissen wurde oft ignoriert, abgewertet oder gar bestraft (Invalidierung von Gefühlen und Bedürfnissen). Die Kombination dieser beiden Faktoren führt zum einen zur Ausbildung dysfunktionaler Selbst- und Fremdschemata, zum anderen zur Entwicklung einer Emotionsregulationsstörung. Viele der für die Störung typischen Problemverhaltensweisen, wie Selbstverletzungen, Essanfälle und Substanzmissbrauch können u. a. als ungünstige Versuche angesehen werden, diese unzureichende Emotionsregulationsfähigkeiten zu kompensieren.