Patientenberichte - Angsterkrankungen
Lesen Sie, welche Erfahrungen Patienten in unserer Klinik gemacht haben. Vielleicht entdecken Sie Parallelen und es erleichtert Ihnen oder Ihrem Angehörigen den Schritt auf uns zu.
Weiblich, 29 Jahre, Diagnose: Soziale Phobie
Mir geht es nicht gut. Ständig fühle ich mich traurig und weiß nicht warum. Ständig stelle ich meine Entscheidungen und meine Handlungen in Frage. Habe ich alles richtig gemacht? Ich habe bestimmt einen Fehler gemacht. Die anderen halten mich jetzt für dumm.
Ich kann nichts richtig machen. Ich bin eine totale Versagerin. Am Besten sage ich gar nichts, dann kann ich auch nichts Falsches sagen.
Das waren Gedanken, die mich quälten. Ich habe mich nicht mehr getraut das Haus zu verlassen, es sei denn ich musste es, z. B. um zur Arbeit zu gehen. Auf der Arbeitsstelle ging der Kampf erst richtig los. Wie bringe ich mich durch den Tag? Ich darf keine Schwäche zeigen. Ich muss besonders viel leisten, damit die anderen mich mögen. Irgendetwas muss ich doch auch richtig machen.
Zu Hause wieder diese Gedanken. Ich habe versagt, ich habe dumme Fragen gestellt. ICH KANN NICHTS! Und so beginnt ein Teufelskreis, der sich immer enger zusammenzieht. Quälende Gedanken, Traurigkeit, für die es eigentlich gar keinen Grund gibt, Erschöpfung, ständiges Müde sein, zu gar nichts mehr Lust haben, das Gefühl, ich kann keine Freude mehr empfinden.
Und unbemerkt wurde es immer schlimmer. In regelmäßigen Abständen bin ich zusammengebrochen und zum Teil erst wieder im Krankenhaus aufgewacht. Doch niemand konnte mir sagen, was mir eigentlich fehlt. Ich habe meine eigenen Strategien entwickelt um meinen inneren Druck abzubauen. Diese äußerten sich in Ess-Brech-Anfällen und besonders in Selbstverletzungsattacken. Diese selbstschädigenden Methoden haben zwar gut funktioniert, aber leider immer nur kurzfristig. Die Probleme blieben.
Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass es so nicht weitergehen konnte. Es ging mir stetig schlechter. Aber es blieb die Frage: Was habe ich denn eigentlich? Hätte man mich gefragt, so hätte ich geantwortet: „Ich habe schwere Depressionen.“ Aber die Ursache konnte mir niemand sagen.
Also habe ich mich mit der CDK in Verbindung gesetzt und gleich einen Termin für die so genannten Diagnostiktage bekommen. Dort wurden nach ausführlichen Gesprächen dann verschiedene Diagnosen gestellt. Neurotische Depressionen, soziale Phobie und Panikattacken mit Agoraphobie (Vermeidungsverhalten). Als Ursache wurden komplexe posttraumatische Belastungsstörungen erkannt.
Zunächst dachte ich, dass dieses Feld an Komplexität kaum zu behandeln sei, doch die Therapeutin machte mir Mut, denn sie sagte mir, dass dies nichts Außergewöhnliches sei und die Behandlungschancen gut stünden.
Endlich ein Lichtblick. Nach Jahren hatte ich endlich das Gefühl, dass mir hier geholfen werden kann. Und so war es auch. Innerhalb von sechs Wochen die ich in der CDK in Behandlung war, hat sich mein Leben komplett geändert. Ich hatte meine eigene Bezugstherapeutin, mit der ich gemeinsam die Problemfelder angegangen bin. Es stellte sich in der ersten Woche heraus, dass der Schwerpunkt meiner Probleme in der sozialen Phobie lag. Dieses Krankheitsbild äußerte sich bei mir in der ständigen Angst von anderen Menschen negativ bewertet zu werden. Egal, was ich gemacht habe oder wie ich mich beispielsweise angezogen habe. Ich hatte ständig Angst negativ aufzufallen. Ich hatte sogar Angst auf die Straße zu gehen, denn selbst von völlig fremden Menschen habe ich mich negativ bewertet gefühlt und hatte ständig das Gefühl, dass alle Leute, denen ich begegnet bin, mich anstarren und irgendetwas Negatives über mich denken.
Daraus resultierten zwangsläufig die Depressionen, denn ich habe mich immer weiter zurückgezogen und war nicht in der Lage soziale Kontakte zu knüpfen oder aufrecht zu erhalten. Mein Selbstwertgefühl war auf dem Nullpunkt.
In der zweiten Woche haben wir uns dann Übungen überlegt. Diese Übungen bezogen sich darauf, Aufmerksamkeit zu produzieren. Z. B. musste ich in einem Kaufhaus Gegenstände aus dem Regal absichtlich runterwerfen. Anfangs war ich natürlich total angespannt und dachte nur, wie unsagbar peinlich das ist. Aber je öfter ich diese Übungen gemacht habe, desto lockerer wurde ich und musste feststellen, dass es noch nicht einmal jemandem großartig auffiel, was ich tat. In den täglichen einzeltherapeutischen Sitzungen wurden die Übungen besprochen. Wichtig dabei war es, dass ich selbst erkennen musste, dass meine Handlungen nicht falsch waren bzw. dass mich aufgrund meiner Handlungen niemand negativ bewertet hat. Ich fühlte mich von Tag zu Tag besser. Ich war wieder in der Lage mir den Tag positiv zu gestalten. In konnte in die Stadt gehen und Freude daran haben. Das war ein ganz neues Lebensgefühl.
Jetzt, da ich wieder zu Hause bin, ist es natürlich eine große Herausforderung, das Gelernte weiterhin umzusetzen, aber es gelingt mir erstaunlich gut.
Ich habe in den sechs Wochen Klinikaufenthalt an Selbstbewusstsein und Stärke gewonnen und bin heute in der Lage mein Leben meinen Bedürfnissen anzupassen und auch kleinere Krisen, die in jedem Leben auftreten, zu meistern.
Ich kann dem gesamten Team der CDK nur Danke sagen, denn mit ihrer Hilfe kann ich nach der Therapie überzeugt sagen: DAS LEBEN IST SCHÖN!
Weiblich, 23 Jahre, Diagnose: Soziale Phobie
Vor meiner Anreise hatte ich schreckliche Angst vor dem Unbekannten. Was wird mich wohl erwarten?
Nach meiner Ankunft folgte das erste Gespräch mit meiner Therapeutin, es beinhaltete allgemeine Fragen bezüglich meiner Vergangenheit bis hin zu meiner gegenwärtigen Lebenssituation. Anschließend zeichnete ich eine Darstellung von meiner Kindheit bis hin zur Gegenwart. Verschiedene Kurven stellen meinen Angstverlauf, meine Stimmung und meine Unsicherheiten dar. Das Bild verhilft mir verschiedene Auslöser von bestimmten Schwierigkeiten zu erkennen, ich begreife mein Verhalten besser und sehe Zusammenhänge, die mir zuvor nicht bewusst waren.
Das bildliche Darstellen meiner Angst in verschiedenen sozialen Situationen erleichtert es mir die Angst genauer zu betrachten. Ich bemerke unterschiedliche Stärken der Angst und erkenne den Zusammenhang zwischen Angstgefühlen und körperlichen Symptomen.
Das Auswerten verschiedener Fragebögen und die therapeutische Einschätzung ergibt die Diagnose: Soziale Phobie.
- Was ist soziale Phobie?
- Wo zeigt sich die Angst?
- Was geschieht in solchen Situationen?
- Kann ich daran überhaupt etwas ändern? Und wie?
Die Beantwortung dieser Fragen ermöglicht mir, mein Gefühl von Angst zu verstehen. Zu wissen, was ich fühle ist ein Schlüssel, da ich nun versuche das Gefühl (das oft durch meine Angst geprägt ist) in sozialen Situationen zu verändern. Ich hinterfrage meine Befürchtungen im sozialen Kontakt und erlerne neue Denkansätze, die meine Erwartungsangst weniger werden lassen. Ich beobachte meine Verhaltensweisen genauer und bemerke viele Dinge, die ich tue, um mich möglichst unauffällig zu verhalten (z.B. auf den Boden schauen). Leider führt dieses so genannte Sicherheitsverhalten eher dazu, dass ich meine Aufmerksamkeit nur auf mich richten kann und somit nicht fähig bin, anderen Menschen und der Umgebung Beachtung zu schenken. Des Weiteren wirke ich auf Andere eher auffällig. Nun versuche ich dieses Verhalten nach und nach abzubauen.
Der „Teufelskreis“ Angst veranschaulicht mir die Aufrechterhaltung der Angst und bietet mir Lösungsmöglichkeiten, ihn zu durchbrechen. Meine Therapeutin und ich erarbeiten eine Art „Angsthierarchie“ mit Dingen, die ich mir zutraue, und Situationen, die ich seit vielen Jahren meide. Dank der Aufzeichnungen können wir Übungen entwickeln, um zuvor vermiedene Kontakte erleben zu können (z.B. jemanden ansprechen, alleine in ein Café gehen...).
Diese „Experimente“ sind zu Anfang sehr schwierig, die Angst ist sehr hoch, da ich solche Situationen sonst immer vermieden habe. Häufiges Wiederholen lässt mich erkennen, dass die Angst weniger wird und ich weiß nun, dass ich mich darauf verlassen kann, dass sie irgendwann nachlässt - auch wenn es sehr lange dauern kann. Ohne diese Einsicht hätte ich mir Angst einflößende Dinge niemals zugetraut und sie weiterhin vermieden. Diese „Taktik der Vermeidung“ war für mich immer die einzige Möglichkeit der Angst zu entfliehen. Ansonsten hätte ich niemals gelernt, dass es mir möglich ist verschiedene soziale Situationen trotz eines hohen Angstgrades durchzustehen. Mittlerweile freue ich mich sogar auf Dinge und Unternehmungen, die mir jetzt wieder möglich geworden sind.
Die Erfolgserlebnisse, meine Angst aushalten zu können, verhelfen mir zu mehr Selbstwertgefühl und vermitteln mir ein hohes Maß an Sicherheit. Auch die Gruppentherapie bietet mir die Möglichkeit, mich meinen Ängsten zu stellen und neue Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen zu sammeln. Zu Hause hätte ich aus Angst niemals freiwillig an einer Gruppe teilgenommen. Während den Gruppentherapien war es sehr anstrengend, meine anhaltenden Angstgefühle zu spüren, und ich konnte erst nach ein paar Sitzungen feststellen, dass die Angst durch Gewöhnung nachlässt. Inzwischen bin ich fähig, meine Aufmerksamkeit von mir selbst weg auf das Gruppengeschehen zu richten.
Die Übungen in einer Gruppe helfen mir, mich im Alltag sozial kompetent zu verhalten und nehmen mir viel Unsicherheit. Inzwischen kann ich manche soziale Situationen sogar genießen, in die ich mich zu Beginn aus Angst niemals begeben hätte.
Ich habe gelernt, Selbstzweifel kritisch zu hinterfragen und andere Sichtweisen erlernt und mag mich nun viel lieber. Meine Stimmung hat sich deutlich gebessert und ich fühle mich sicherer im alltäglichen Leben. Dank meines sechswöchigen Aufenthaltes blicke ich nun optimistisch in die Zukunft und fühle mich gestärkt, schwierige Situationen auch alleine zu meistern. Endlich kann ich Verantwortung für mein eigenes Leben übernehmen! Herzlichen Dank an meine liebe Therapeutin.
Männlich, 29 Jahre, Diagnosen: Panikstörung mit Agoraphobie, Soziale Phobie
Vor ca. einem halben Jahr habe ich im Fernsehen zum ersten Mal von der Christoph-Dornier-Klinik für Psychotherapie gehört. Dieses sollte mein Leben, das zuvor von Panik- und Angstattacken bestimmt wurde, verändern.
Seit meinem 10. Lebensjahr leide ich unter Angstanfällen. Die Symptome: Atemnot, Herzrasen, Schwindelanfälle, Unwirklichkeitsgefühl, Hitze- und Kälteschauer.
Die Angst, gleich in Ohnmacht zu fallen und zu sterben war immer gegenwärtig und hat mein Leben bestimmt.
Zwischendurch nahm die Stärke der Attacken auch mal ab und einige Jahre habe ich sie völlig verdrängt.
Doch mit 26 Jahren kamen die Panikanfälle zurück und dazu noch viel intensiver. In der Firma, in der ich damals tätig war, bin ich durch immer mehr Fehlzeiten aufgefallen und auf die Arbeit konnte ich mich kaum noch konzentrieren. Da war fast nur noch die Angst im Kopf und ließ kaum noch Platz für konstruktive Gedankengänge. Mit 28 Jahren wollte ich mit dem Studium für Betriebswirtschaft beginnen, doch ich musste schon nach kurzer Zeit abbrechen. Die Angst hatte mich jetzt fest im Griff. Ich verließ mein Haus kaum noch. Ich hatte Angst vor der Angst. Zu Hause schien mir der einzig sichere Ort zu sein. Mein Leben war nun komplett von der Angst bestimmt.
Ich wurde drei Wochen stationär in der Christoph-Dornier-Klinik behandelt und bin mir nun - zwei Monate später - sicher sagen zu können: Die Angst hat mich nicht mehr im Griff, ich habe die Angst im Griff. Die wichtigste Erkenntnis für mich ist: Die Angst ist keine Fremde Macht, sondern ein Selbstgefühl. Sie entspringt ungeachtet aller äußeren Einflüsse aus mir selbst. Ich darf diese Angst deshalb auf keinen Fall verdrängen, sondern muss lernen, mich mit ihr auseinanderzusetzen, mit ihr richtig umzugehen.
Während der Behandlung habe ich mit meiner Therapeutin so ziemlich jede für mich angstauslösende Situation aufsuchen müssen. In meinem Fall waren dies z. B. Aufzüge, geschlossene Räume, hohe Gebäude, lange Bus- und Zugreisen. In diesen Situationen soll die Angst so stark wie nur möglich werden, und ich hatte diesmal dank meiner Therapeutin nicht die Möglichkeit davon zu laufen. Man muss sich der Angst stellen und am besten selber noch versuchen, sie in den eh schon angstauslösenden Situationen noch höher zu treiben. Ich habe dann schnell festgestellt, dass man doch nicht, wie vorher erwartet, sterben muss - im Gegenteil. Wenn man sich der Angst stellt, verschwindet sie genau so schnell, wie sie gekommen ist. Die Paniksituationen, die man zuvor mit dem Therapeuten aufgesucht hat, müssen dann im späteren Verlauf der Behandlung allein aufgesucht werden.
Dieser Weg ist sicher nicht einfach. Er erfordert ein Höchstmaß an Selbstdisziplin. Man muss einfach auch nach der Behandlung immer wieder angstauslösende Situationen aufsuchen, um zu lernen, mit der Angst zu arbeiten wie mit jedem anderem Selbstgefühlsproblem auch.
Die Therapie in der Christoph-Dornier-Klinik ist eine Methode, dauerhaft die Panik in den Griff zu bekommen und sicher die schnellste. Heute gehört mein Leben wieder mir und ich kann beruflich wie auch privat ein normales Leben führen.
Weiblich, 20 Jahre, Diagnose: Agoraphobie mit Panikstörung
Bis vor drei Jahren verlief mein Leben normal. Ich ging in die Jahrgangsstufe 13 des Gymnasiums, hatte gute Noten und wollte nach meinem Abitur schon immer Medizin studieren. Doch dann kam die Angst mir dazwischen.
Alles fing an, nachdem innerhalb von drei Monaten zwei meiner Freunde tödlich verunglückten, meine Oma, an der ich sehr hing, plötzlich starb und ich selber eine Herzmuskelentzündung hatte und drei Wochen im Krankenhaus lag. Vor diesen Ereignissen hatte ich mir nie Gedanken über den Tod gemacht, doch plötzlich war er allgegenwärtig.
Zuerst beschränkte meine Angst sich auf bestimmte Situationen. Ich konnte nicht mehr in den Urlaub fliegen. Zudem hatte ich Angst vor geschlossenen Räumen, in denen ich allein bin, weil ich immer dachte, wenn ich jetzt sterben würde, fände mich niemand. Diese Situationen habe ich dann vermieden, aus Angst vor der Angst. Leider wurden die Situationen immer mehr, so dass ich irgendwann nichts mehr machen konnte.
Ich konnte meine Wohnung nicht mehr alleine verlassen, weil sofort die Panik da war, konnte aber auch nicht allein zu Hause sein, weil ich mich dort auch nicht sicher fühlte.
Überall hatte ich Angst, nicht mehr weglaufen zu können, wenn mir schlecht würde, und mein Leben bestand nur noch aus der Flucht vor der Angst. Meine begonnene Ausbildung als Kinderkrankenschwester musste ich nach der Probezeit abbrechen und konnte nichts mehr machen. Durch meine ambulante Therapeutin habe ich dann von der Christoph-Dornier-Klinik erfahren. Ich wusste, dass ich dort mit meiner Angst konfrontiert würde, sah es aber trotzdem als meine einzige Chance an.
An dem Tag, an dem ich in die Klinik ging, habe ich einen Entschluss gefasst: Wenn die Angst mich umbringen wird, dann soll sie das jetzt bitte tun.
Ich hatte es satt, wegzulaufen, wollte mich jetzt stellen. Eigentlich war ich davon überzeugt, die vier Wochen Therapie nicht zu überleben.
Während dieser Zeit machte ich jedoch andere Erfahrungen. Anfangs war ich geschockt, weil meine Therapeutin nicht meine Verbündete zu sein schien, sondern diejenige, die mich noch mehr in den Wahnsinn trieb. Wir suchten alle Situtationen auf, die ich zuvor vermieden hatte. Jedes Mal verstärkte sie meine Angst, und ab dem zweiten Tag ließ sie mich auch alleine mit ihr. Wir flogen Flugzeug, fuhren Zug, gingen einkaufen, essen, waren bei mir zu Hause und mit der Zeit liebte ich meine Übungen, weil ich die Erfahrung machte, dass die Angst mich nicht umbringt, sondern irgendwann weggeht, wenn ich sie nur zulasse.
Diese Erlebnisse waren für mich wie ein Kick, besser als alles andere. Der Moment, in dem die Angst nachlässt, ist noch immer der Beste überhaupt.
Hinterher wurde meine Therapeutin doch zu meiner Verbündeten, weil wir beide merkten, dass die Therapie klappt. Es hätte nie funktioniert, wenn sie mich nicht so herrlich provoziert hätte. Am Anfang musste ich ihr einen Vertrag unterschreiben, in dem stand, dass ich ihr die Kontrolle in den Übungen überlasse. Schon deshalb wäre ich nie auf die Idee gekommen, wegzurennen, ich habe jede Übung mitgemacht und mich jedes Mal gefreut, wenn die Angst wegging.
Heute zwei Monate nach der Klinik, kann ich sagen, dass die Angst zwar noch gegenwärtig ist mich aber nicht mehr beherrscht. Es gibt etliche Situationen, die für mich schwierig sind, weil ich mir Gedanken über Dinge mache, auf die andere Leute niemals kommen würden. Der Unterschied zu vorher ist, dass ich gezielt diese Situationen aufsuche, in denen die Angst kommt, und sie nicht mehr vermeide. Weil ich weiß, nur so bin ich vielleicht irgendwann mal ohne Angst.
Es ist zwar noch ein weiter Weg, aber ohne meinen Aufenthalt in der Christoph-Dornier-Klinik wäre ich sicherlich noch immer auf der Flucht.
Weiblich, 22 Jahre, Diagnose: Paruresis
Toilettengänge waren vor meiner Zeit in der Christoph-Dornier-Klinik der absolute Horror für mich. Lange Zeit habe ich öffentliche Toiletten vermieden und dachte, dass ich niemals aus diesem Teufelskreis herauskommen werde – Falsch gedacht. Durch Recherchen im Internet bin ich auf die CDK gestoßen und war sofort von dem intensiven Behandlungskonzept begeistert und dass es die einzige Klinik ist, die Paruresis wirklich schon oft behandelt hat. Die erste Woche meines sechswöchigen Aufenthalts war gekennzeichnet durch das Kennenlernen von Therapeut und Patient, sowie Diagnostikgespräche und einer ersten „Bestandsaufnahme“.
Dann ging es auch schon zügig ans Arbeiten. Meine Therapeutin und ich erstellten eine erste Schwierigkeitshierarchie für die Übungen und arbeiteten an der "Paruresis im Kopf".
Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse ist wohl, dass sich die Paruresis nur im Kopf abspielt und meine Bewertungen einer Situation ausschlaggebend sind.
Am Ende der zweiten Woche ging es dann auch schon an die Übungen, angefangen mit einer Blockierübung im Café, die zuerst einmal sehr unangenehm war, aber für den Anfang sehr hilfreich. Die Urinationsübungen begannen zuerst auf meinem Patientenzimmer, dann auf der Kellertoilette bis hin zur Ambulanztoilette und von Übung zu Übung merkt man, dass die Anspannung immer weiter abnimmt. Meine Therapeutin hat mir immer die Entscheidung überlassen welche Übung ich in der jeweiligen Stunde machen möchte und hat mich zu keiner Zeit überrumpelt.
Durch das tägliche Üben wird man in den Situationen immer sicherer und es ist schon fast der Regelfall, dass die Urination erfolgt. In den letzten zweieinhalb Wochen ging es dann ans Eingemachte.
Die Übungen draußen (Uni, Kaufhaus, Museum etc.) waren zuerst wirklich eine Überwindung, aber ich kann mit Überzeugung sagen, dass man sich alle Toiletten zurückerkämpfen kann!
Und selbst wenn die Urination einmal nicht erfolgt, ist die Übung trotzdem ein Erfolg, denn man hat sich der Situation gestellt! Wenn man wirklich bereit ist, die Paruresis zu bekämpfen, dann ist die Christoph-Dornier-Klinik die beste Entscheidung um sich seine Lebensqualität wieder zu erkämpfen.
Weiblich, Diagnose: Paruresis
Kurz vor meinem Klinikaufenthalt hätte ich fast noch einen Rückzieher gemacht. Die mir bisher bekannte Vorstellung eines Klinikaufenthalts in einer psychotherapeutischen Klinik war eher mit Unbehagen und unangenehmen Vorstellungen verbunden.
Diese Vorstellung bewahrheitete sich glücklicherweise überhaupt nicht. Die Klinik an sich, also die Räumlichkeit, wirkte weder steril noch krankenhaustypisch, auch sämtliche Beschäftigte vermittelten nicht den typischen Eindruck eines Klinikpersonals. Die zentrale Lage im Stadtkern bietet außerdem viele Möglichkeiten. Bei der Verpflegung erinnerte ich mich eher an eine gute Hotelküche, das routinierte Küchenpersonal verwöhnte die Patienten immer wieder mit leckeren abwechslungsreichen Gerichten. Diese Gegebenheiten überraschten mich positiv, und ich empfand es daher als sehr angenehm. Das erleichterte den Therapieeinstieg.
Die erste Woche diente der Orientierung und Eingewöhnung. Sie war geprägt von Gesprächen über meine Problematik und ein gegenseitiges Kennenlernen von Patient und Therapeutin. Die vielen Gespräche, vor allem die vielen Fragen, waren ungewohnt für mich, verwirrten und verunsicherten mich teilweise. Aber diese Gefühl legte sich allmählich, bzw. ich gewöhnte mich mehr und mehr an die Situation. Ich kannte solche Gespräche in dieser Form bisher ja überhaupt nicht. Entsprechend zurückhaltend und vorsichtig war ich in meiner Reaktion und meinen Antworten.
In der zweiten Woche begann ich bereits mit Übungen, das beunruhigte mich im Vorfeld schon ziemlich, und ich hatte richtig Bammel davor. Entsprechend schwierig gestalteten sich auch die ersten praktischen Übungen, obwohl ich sie in meiner „Schwierigkeitsliste“ als vermeintlich leicht eingestuft hatte.
Es stellte sich dabei heraus, was ich bis dahin gar nicht bewusst wahrnehmen konnte, dass Nähe von anderen Personen für mich sehr, sehr störend war.
Die Übungen dazu im Haus im Keller-WC waren meist sehr anstrengend und unangenehm. Verbesserungen bzw. Steigerungen waren anfangs nur in ganz kleinen Schritten möglich. Ich sah meine Felle davon schwimmen bezüglich der „Abarbeitung meiner Schwierigkeitsliste“ - ich meinte zu diesem Zeitpunkt, ich käme nie an mein Ziel, alles wäre umsonst und reine Zeitverschwendung!
Auch zu Beginn der darauffolgenden Woche begann die Woche holprig, was die Übungen betraf. Zur Wochenmitte verbesserte sich die Situation. Ich erkannte, dass meine Therapeutin weiß, was sie tut und meines Erachtens fachlich über ein sehr breites Wissen verfügt. Zudem arbeitet sie mit ähnlichen Methoden wie im Buch von Philipp Hammelstein („Lass es laufen!“) beschrieben. Das beruhigte mich sehr. Was natürlich von daher für das Vertrauen zu meiner Therapeutin sehr hilfreich bzw. sogar sehr wichtig war.
In der 4. Woche erlebte ich noch mal einen Rückschlag, was die Übungen bezüglich der Geräusche (also meiner hörbaren Geräusche) betrifft; ich habe die Situation in Anwesenheit meiner Therapeutin (ohne weiteren Personen und ohne Nebengeräusche – Turnhalle Unigebäude) Wasser zu lassen geschafft, ich fühlte mich aber trotzdem erniedrigt und bloß gestellt. Ich wollte nie so viel von mir preisgeben; das habe ich doch bisher immer vermieden. Wir haben danach während der Woche wieder an den anderen noch zu übenden Aufgaben gearbeitet. Meine Therapeutin wollte es mir überlassen, wie weit ich meine Grenzen überschreiten könne und wollte. In der fünften und letzten Woche des stationären Aufenthalts musste ich mich entscheiden, wie weit ich meine in der Schwierigkeitsliste gesetzten Ziele erreichen will und kann.
Dazu musste ich meinen letzten Grenzbereich überschreiten und ertragen bzw. zulassen, dass andere bzw. meine Therapeutin meine Geräusche beim Wasserlassen hören. Der erste Übungstag (WC-Anlage bei der Uni am Schloss) war schwierig, die Situation, vor allem die erste Übung (mit Musik auf mitgebrachtem Laptop), erinnerte mich an eine Übungssituation vergangener Woche (Uni-Turnhalle) - die Situation war wieder erniedrigend, aber diese Gefühle waren nicht mehr ganz so stark wie damals.
Es gab aber auch eine ziemlich witzige Situation, wo anscheinend im Unigebäude Vorlesungspause war und einige Frauen in die Toilettenanlage stürmten. Wir hatten den Laptop dabei, die Musik lief (Meine Therapeutin war mit dem musikspielenden Laptop in der Kabine und machte zwangsläufig eine „Blockierübung“), und irgendwie war das für mich doch ziemlich komisch. Ich verließ derweil meine Kabine und betrachtete dieses doch etwas ungewöhnlich schräge Ereignis. Ähnliche Übungen in den folgenden Tagen waren für mich ein Stück leichter zu bewältigen, da die Anspannung immer mehr nachließ, obwohl es immer noch unangenehm war. Allmählich machte ich mir immer weniger Gedanken über irgendetwas, und das Wasserlassen war kein außergewöhnliches Ereignis mehr.
Es ist wirklich schier unglaublich, was in „nur“ 5 Wochen in Sachen Paruresis tatsächlich verändert werden kann. Ich hätte das vorher nie zu träumen gewagt.
Der Großteil der Übungen läuft inzwischen ohne größere Probleme ab, meistens klappen die Übungen. Immer seltener gelingen geplante Aktionen nicht. Das ist ein großer Fortschritt, wer hätte das gedacht. Was mir inzwischen jetzt schon bewusst wurde, ist die Erkenntnis, dass ich die Erfahrungen, die ich hier machte, nicht mehr missen möchte, obwohl die Übungen größtenteils sehr schwierig und unangenehm sowie auch belastend waren. Es war teilweise auch eine Qual, weil ich meine persönlichen (ganz intimen) Grenzen überschreiten musste. Meine Therapeutin überforderte bzw. überrumpelte mich jedoch nie. Sie war immer darauf bedacht, behutsam und in kleinen Schritten voran zu gehen.
Ich denke, meine Lebensqualität bzw. auch meine Lebensfreude und mein Selbstwertgefühl haben sich aufgrund der positiven Lernerfahrungen deutlich verbessert. Ich fühle mich wesentlich freier und ungebundener als früher, als ich immer auf die „Launen meiner Blase“ (natürlich spielt sich die Paruresis im Kopf ab, aber früher war mir das nicht so bewusst) achten musste.
Weiblich, 20 Jahre. Diagnose: Panikstörung mit Agoraphobie
"Du musst doch vor nichts Angst haben. Dir passiert nichts- versprochen!"
Solche Worte habe ich eine Zeitlang sehr häufig gehört und zwar in Situationen voll von Angst.
Wie aus heiterem Himmel war meine Kehle wie zugeschnürt, mein Kopf leer, meine Körper taub und ich sicher, jeden Moment durchzudrehen oder zu sterben.
Mittlerweile kann ich diese Situationen als Panikattacken definieren, doch damals bedeutete dieser Überfall meines Körpers einen Kampf um Leben und Tod für mich.
Die tröstenden Worte meiner Mitmenschen haben mir nie geholfen, meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber trotzdem habe ich mir immer eine Person gewünscht, die mir Sicherheit gibt und sagt, dass ich nicht sterbe, sondern noch 90 Jahre alt werde.
Eine Weile habe ich einen Gesprächstherapeuten für den Retter in der Not oder den „Beantworter aller Fragen“ gehalten, doch schnell stellte sich heraus, daß es bei ihm um eine Massenabfertigung ging und kein Platz für individuelle Fragen war. Da stand ich also. Und wer sollte mir nun Sicherheit geben? Meine Familie, Freunde konnten es nicht- „Ihr wollt mich doch nur beruhigen und habt gar keine Ahnung davon, was mit mir los ist!“ Also habe ich versucht, die Fragen zu verdrängen. Zunächst mit Johanniskraut- und Baldrianpräparaten, aber die haben mir nicht geholfen. Folglich habe ich zu den härteren Mitteln gegriffen. Und was war? Innerhalb von zwei Minuten war ich von 180 auf 0. Und am nächsten Tag? Da war die Angst wieder da.
Was sollte ich denn tun? Wer oder was konnte mir helfen? Vielleicht ein Urlaub! Also ging es nach Mallorca. Im Flugzeug kam die Angst wieder. Sie war so stark, dass der gesamte Urlaub verdorben war und ich die schrecklichste Rückfahrt aus Mallorca erlebt habe, die man sich überhaupt vorstellen kann: 32 Stunden mit Fähre, (Schlaf-) Zug und Auto. 32 Stunden, die geprägt waren von einem Auf und Ab an Angst, die einfach nicht enden wollte. Spätestens in diesen Stunden ist mir klar geworden: So will ich nicht mehr weitermachen!
Ich habe nur noch im Bett gelegen und möglichst viel geschlafen, um meinen Körper zu schonen und hatte nur noch wenige Kontakte, weil mich ja doch niemand verstanden hat.
Dann kam die Lösung: Die C-D-K in Münster! Ich habe die Tage bis zur Aufnahme dort gezählt. Aber so schön war es dann doch nicht!
Jeden Tag habe ich mich mit meiner Angst auseinandergesetzt. Ich durfte sie weder durch Tabletten auslöschen, noch durch Ablenkung verschwinden lassen. Ich musste in der Angst bleiben, sie konfrontieren und ertragen. Ich habe die Angst auf der Autobahn, im Wald, auf hohen Türmen, alleine in meinem Zimmer, im Flugzeug und auf dem Friedhof getroffen und ich habe ihr ins Gesicht gesehen und gesagt: „Komm schon! Zeig mir, was du kannst!“ Und das hat sie, aber richtig. Anfangs wollte ich das nicht. Ich wollte mich nicht jeden Tag schlecht fühlen. Mir hat der absolute Erfolg gefehlt, wodurch ich meine kleinen Fortschritte gar nicht bemerkt habe.
Doch irgendwo in mir gab es noch einen Kampfgeist, der mit der Zeit stark gewachsen ist. Plötzlich konnte ich stolz auf mich sein, habe Erfolge gesehen und konnte mich über Dinge wie Eis essen, Freunde treffen und schönes Wetter wieder freuen (das klappt im wunderschönen Münster ohnehin sehr gut!)
Nach drei Wochen Klinikaufenthalt war ich sicher nicht gesund, aber glücklich zu wissen, dass Panikattacken mich nicht umbringen.
Außerdem habe ich meinen Weg gefunden, mit der Angst umzugehen. Wenn ich sie heute spüre, spreche ich mit ihr und sage: “Na Angst, ist dir mal wieder langweilig? Wenn du nichts besseres zu tun hast, dann zeig mal, was du drauf hast. Ich meinerseits werde dir zeigen, was ich alles kann und wie stark ich bin!“
Bisher habe ich jedes Mal gesiegt...
Zwar gibt mir noch immer niemand die Sicherheit, ob ich heute, morgen oder mit 90 sterbe, aber bis es so weit ist, genieße ich mein Leben. Es steckt nämlich voller Freude und Sonnenschein- man muss es nur erst entdecken!