Wasch- und Putzzwänge
Die Betroffenen haben den Drang, sich übertrieben häufig oder lange zu waschen und/oder Gegenstände wiederholt und extrem ausgiebig zu reinigen. Dabei kann es zum einen vorkommen, dass das Waschen nach einem ganz speziellen, vom Zwang bestimmten System zu erfolgen hat. Zum anderen kann es sein, dass Betroffene sich oder die Gegenstände so lange waschen müssen, bis ihr Gefühl signalisiert, dass es jetzt „genau richtig“ ist.
Diesen Waschritualen kann ‒ muss aber nicht ‒ eine starke Angst vor Verunreinigung durch Schmutz oder Ansteckung mit Keimen zugrunde liegen.
Dabei kann die Befürchtung im Vordergrund stehen, man selbst könnte verunreinigt sein oder an einer schlimmen Krankheit erkranken, oder Betroffene fürchten schuld daran zu sein, dass sich jemand anderes (z. B. Partner, Kinder oder auch Fremde) verunreinigt bzw. infiziert. Auch ein starkes Ekelgefühl ohne konkrete Infektionsangst und die Befürchtung, dieses Gefühl nicht zu ertragen, können zu zwanghaftem Waschen und Putzen führen.
Kontrollzwänge
Die Betroffenen haben einen starken Drang, bestimmte Handlungen übertrieben häufig zu prüfen und zu kontrollieren. Dabei kann es sich z. B. um das Verschließen von Haustür und Fenstern, oder um das Ausschalten von Elektrogeräten oder Licht handeln. Den wiederholten Kontrollhandlungen liegt in der Regel die Angst zugrunde, durch eigene Nachlässigkeit sich selbst, seinen Besitz (z. B. Wohnung oder PKW) oder andere Personen zu gefährden.
Deshalb kann ein Kontrollzwang z. B. auch darin bestehen, den Weg zur Arbeit immer wieder abfahren zu müssen, um sicherzustellen, dass man niemanden mit dem Auto angefahren hat, oder bestimmte Wege immer wieder abzulaufen und "potentiell gefährliche" Dinge wie z. B. Glasscherben zu entfernen.
Darüber hinaus können Betroffene auch unter Ängsten leiden, die Kontrolle über das eigene Verhalten zu verlieren und aggressiv gegenüber den eigenen Kindern, dem Partner oder Fremden zu reagieren und diese zu beleidigen oder zu verletzen, ohne es eigentlich zu wollen.
Wiederholungszwänge, Zählzwänge, Gedankenketten
Wiederholungs- und Zählzwänge gehen in der Regel mit einer Art "magischem Denken" einher. Damit eine schlimme Befürchtung nicht eintritt, werden im Falle von Wiederholungszwängen Bewegungen oder Tätigkeiten entweder nach einer bestimmten Regel oder so lange wiederholt, bis es sich "richtig anfühlt". So kann es sein, dass ein Betroffener den starken Drang hat, Lichtschalter dreimal zu berühren, um zu verhindern, dass seine Mutter schwer erkrankt. Genauso ist es möglich, dass eine Tätigkeit, während derer dem Betroffenen ein gefürchteter Gedanke in den Sinn kam, so lange wiederholt werden muss, bis sie ohne den Gedanken ausgeführt wurde.
Dabei kann im Grunde jede Tätigkeit, auch das Denken von bestimmten Gedanken, zum Inhalt von Wiederholungszwängen werden. Auch Zählzwänge können sich auf jedes beliebige zählbare Objekt beziehen. Dabei kann der Betroffene z. B. den Drang haben, eine bestimmte Anzahl (z. B. genau fünf Fenster in der Hauswand) oder aber alle Objekte zu zählen.
Eine weitere Form von zwanghaften Gedanken besteht darin, dass der Betroffene den Drang hat, bestimmte Worte, Wortketten oder Sätze zu denken oder auszusprechen, um z. B. das Eintreten eines Unheils zu verhindern. Auch bestimmte Rechenaufgaben oder das Denken von Zahlenreihen können in diesem Zusammenhang zum Zwang werden.
Ordnungszwänge
Ordnungszwänge sind mit dem Drang verknüpft, eine extreme Symmetrie oder Genauigkeit bei persönlichen Dingen herzustellen; sie gehen weit über eine angemessene Ordentlichkeit hinaus.
Am häufigsten werden Gebrauchsgegenstände, Möbel, Wohnaccessoires und Kleidungsstücke zum Thema des Ordnungszwangs. Die Betroffenen erleben eine massive Unruhe, wenn die Symmetrie gestört wird und befürchten, von diesem unangenehmen Gefühl überwältigt zu werden, sodass die zwanghafte Ordnung so bald wie möglich wiederhergestellt werden muss.
Ordnungszwänge lösen meist weniger intensive Angstgefühle aus, sondern eher den Eindruck, dass die Dinge bei falscher Anordnung „nicht genau richtig“ sind. Im englischsprachigen Raum werden sie daher auch als "not just right"-Zwänge bezeichnet.
Zwanghaftes Horten oder Sammeln
Das Wegwerfen von allem, was mit der eigenen Person zu tun hat, z. B. Parkscheine, die Werbung aus dem Briefkasten bis hin zum eigenen Hausmüll, kann beim zwanghaften Horten unmöglich werden. Häufig wird das Wegwerfen durch die Angst erschwert, dass Informationen verloren gehen, die in der Zukunft einmal wichtig werden könnten. Die Betroffenen haben oft den Eindruck, dass sie genau diesen Gegenstand einmal dringend benötigen könnten oder ihn schmerzlich vermissen werden, wenn sie sich von ihm getrennt haben.
Zwanghafte Langsamkeit
Zwanghafte Langsamkeit ist eine seltene Form der Zwangserkrankung und äußert sich darin, dass die Betroffenen extrem lange für alltägliche Tätigkeiten (z. B. Körperpflege) brauchen. Die Betroffenen verspüren den Drang, alle Aktivitäten absolut exakt und sorgfältig ausführen zu müssen. Dies führt zu starker Verlangsamung aber auch häufig dazu, dass alle Handlungen vorher detailliert im Kopf durchgespielt werden. Nicht selten wird dann nach jedem Handgriff inne gehalten, um die Richtigkeit und Genauigkeit der Handlung zu überdenken.