Merkmale der Bulimie
Anders als die Magersucht ist die Bulimie meist nicht auf den ersten Blick zu erkennen: Die Betroffenen leiden zwar unter ihrem gestörten Essverhalten, das durchaus auch sehr extreme Formen annehmen kann, doch rein äußerlich ist erst einmal nichts zu sehen. Sie sind nicht untergewichtig, und leiden in der Regel auch nicht unter Übergewicht. Es gibt jedoch charakteristische psychische Merkmale, die es Fachleuten neben den körperlichen Veränderungen ermöglichen, eine richtige Diagnose zu stellen. Und auch für Betroffene und ihre Angehörigen oder Freunde ist es wichtig zu wissen, woran man eine Bulimie erkennen kann.
Heißhungerattacken
Das Symptom, unter dem die Betroffenen am meisten leiden, sind nicht kontrollierbare Heißhungerattacken (auch Essattacken oder Essanfälle genannt). Regelmäßig, mehrmals die Woche oder sogar mehrfach am Tag, kommt es zu solchen "Attacken", bei denen aus Heißhunger unkontrolliert große Mengen an Nahrung auf einmal gegessen werden.
Kennzeichnend für Essanfälle ist, dass die Betroffenen das Gefühl haben... [mehr lesen]
Angst vor dem Dicksein
Die Angst, dick zu sein oder dick zu werden, ist ein ganz zentrales Merkmal einer Essstörung – nicht nur bei der Magersucht, sondern auch bei der Bulimie. Diese Angst ist für die Betroffenen eine realistische Befürchtung, die mit heftigen emotionalen und körperlich spürbaren Reaktionen einhergeht.
Die Angst vor dem Dicksein oder einer Gewichtszunahme kann durch bestimmte Lebensmittel... [mehr lesen]
Gegenmaßnahmen
Aus Angst, nach Essanfällen zuzunehmen, oder weil das Völlegefühl unerträglich wird, greifen die Betroffenen zu Gegenmaßnahmen. Die für die Erkrankung bekannteste Möglichkeit ist dabei das absichtliche Erbrechen. Bei einer länger bestehenden Erkrankung wird das Erbrechen häufig als automatisch und allein schon gedanklich herbeiführbar erlebt.
Das selbst herbeigeführte Erbrechen ist jedoch nicht die einzige Strategie, um... [mehr lesen]
Essverhalten
Nicht nur Erbrechen, Sport oder Abführmittel werden eingesetzt, um das Dickwerden zu verhindern. Auch außerhalb von Essanfällen und Gegenmaßnahmen ist das alltägliche Essverhalten meist durch eine ständige Kontrolle geprägt.
Häufig kreisen die Gedanken fast nur noch um das Thema Essen. Ähnlich wie... [mehr lesen]
Wahrnehmung
Ähnlich wie bei einer Magersucht ändert sich auch bei einer Bulimie die Körperwahrnehmung. Die Figur wird als zu dick wahrgenommen, auch dann, wenn die Betroffenen eindeutig normalgewichtig sind. Auch andere Wahrnehmungen sind verändert, z. B. das Gespür für Hunger und Sättigung.
Betroffene haben häufig das Gefühl, sich nicht mehr auf eigene Hungergefühle verlassen... [mehr lesen]
Psychische Veränderungen
Je länger die Bulimie andauert, desto mehr hängt das Wohlergehen der betroffenen Person vom Körpergewicht und von der Form der Figur ab. Das Essen, und besonders die Essanfälle mit den anschließenden Gegenmaßnahmen, können im Verlauf immer deutlicher den Charakter einer Emotionsregulationsstrategie annehmen.
So werden Essen und Essanfälle zunehmend zu einer kurzfristig wirksamen... [mehr lesen]
Körperliche Veränderungen
Das veränderte, häufig restriktive Essverhalten und vor allem die Essattacken und die Gegenmaßnahmen belasten den Körper erheblich. Wie bei der Magersucht verändert das restriktive Essen den Stoffwechsel: Der Grundumsatz wird umgestellt, es werden weniger Kalorien verbrannt. Andererseits werden bei Essanfällen mehr der aufgenommenen Kalorien gespeichert ‒ der Körper arbeitet gewissermaßen "auf Sparflamme".
Mit zunehmend verändertem Essverhalten kommt es zu Verschiebungen im... [mehr lesen]
Zusammenfassung:
Diese unterschiedlichen Merkmale zeigen, dass es sich bei der Bulimie um eine sehr komplexe psychische und gleichzeitig körperliche Erkrankung handelt, die ernsthafte Folgen haben kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird.