Bulimie, Ess-Brech-Sucht
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die psychiatrische Vereinigung der USA haben sehr genaue Klassifikationssysteme entwickelt, um psychische Krankheiten präzise und zuverlässig zu diagnostizieren.
So kann die Bulimia nervosa anhand klinischer Merkmale gut erkannt und die Diagnose sicher und zuverlässig gestellt werden. Zu den charakteristischen Merkmalen zählen:
Essanfälle
- Es kommt regelmäßig zu Essattacken, die nicht kontrolliert werden können. Bei diesen Essattacken werden in einer bestimmten Zeit viel größere Mengen zumeist hochkalorischer Nahrung konsumiert als unter ähnlichen Umständen üblich.
Gegenmaßnahmen
- Um nicht zuzunehmen werden außerhalb von Essattacken hochkalorische Speisen vermieden (z. B. durch Fasten, Diäten). Daneben werden häufig zusätzliche Maßnahmen eingesetzt, um einer Zunahme entgegenzuwirken, wie z. B. absichtliches Erbrechen, der Einsatz von Abführmitteln, Appetitzüglern oder Entwässerungsmitteln oder übertriebene körperliche Aktivitäten (z. B. Sport).
Häufigkeit und Dauer
- Die Heißhungeranfälle und Gegenmaßnahmen treten im Durchschnitt mindestens einmal pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten auf.
Selbstwerteinschätzung
- Die Einschätzung des Selbstwerts hängt übermäßig stark vom Körpergewicht und von der Figur ab.
Keine Magersucht
- Eine Bulimie liegt nur dann vor und wird auch nur dann diagnostiziert, wenn die vorher beschriebenen Symptome nicht mit einem deutlichen Untergewicht einhergehen. Ansonsten ist zu prüfen, ob eine Anorexia nervosa vorliegt.
Bei bulimischen Personen kann man zwei Gruppen unterscheiden
- Eine Gruppe versucht ihr Körpergewicht dadurch zu kontrollieren, dass sie nach Essanfällen die Nahrung wieder erbricht, oder Abführmittel, Entwässerungstabletten oder Klistiere verwendet, um einer Zunahme entgegenzuwirken.
- Eine andere Gruppe behält nach Essanfällen die Nahrung bei sich, erbricht also nicht und benutzt auch keine anderen Hilfsmittel. Sie versucht, eine Gewichtszunahme dadurch zu verhindern, dass sie den ganzen Tag fastet oder strenge Diät hält, oder indem sie durch exzessiven Sport ihren Energieumsatz erhöht.