Lesen Sie, welche Erfahrungen Patienten in unserer Klinik gemacht haben. Vielleicht entdecken Sie Parallelen und es erleichtert Ihnen oder Ihrem Angehörigen den Schritt auf uns zu.
Weiblich, 25 Jahre, Diagnose: Zwangsstörung
Die Entscheidung zu einer stationären Behandlung war wohl eine der schwierigsten, aber im Nachhinein die beste Entscheidung meines Lebens.
Ich litt seit langer Zeit unter extrem starken Zwängen. Hauptsächlich unter Wasch- und Kontrollzwängen. Quälende Zwangsgedanken kamen auch immer wieder hinzu. Daraus resultierte letztendlich eine depressive Phase. Ich hatte mich eigentlich komplett isoliert.
Ende Oktober kam ich zu der bitteren Erkenntnis, dass ich was meinen psychischen und körperlichen Zustand angeht ganz unten angekommen war. Ich war verzweifelt, wusste nicht, wie es jemals wieder anders werden sollte. Hatte keine Ahnung, ob meine Rituale, meine Schutzmechanismen, all meine Gedankengänge mich jemals wieder ein normales Leben führen lassen würden.
Ich war nur noch geleitet von meinem Zwang. Wie eine Marionette. Ich ließ mich krankschreiben, da ich nicht mehr in der Lage war zu arbeiten. Ehrlich gesagt habe ich zum Schluss fast mehr Zeit am Waschbecken, als an meinem Schreibtisch verbracht.
Ich war zutiefst unglücklich mit meinem Leben und auch wenn ich nie lebensmüde Gedanken hatte, empfand ich mein Leben so wie es war absolut nicht mehr lebenswert. Ich bin jeden Abend erschöpft ins Bett gefallen, mit schmerzenden und rissigen Händen und Unterarmen. Hände waschen bedeutete bei mir mindestens bis zu den Ellbogen und manchmal sogar bis hoch zu den Achseln und das MEHRMALS hintereinander. Ich lebte in meiner ganz eigenen „Ekelwelt“.
Ich entschied, dass ich nicht mehr länger dabei zusehen kann, wie es mir immer schlechter geht. Meine Eltern waren ebenfalls verzweifelt und sehr besorgt. Meine Eltern, meine jüngere Schwester und mein Freund mussten neben mir am meisten unter meinem Zwang leiden. Sie wurden in alle zwanghaften Vorgänge mit eingebunden. Wenn sie sich dem widersetzten, wurde ich stinksauer. Ich weiß, dass das alles durch meinen Zwang hervorgerufen wurde, aber irgendwann können auch Familie und Partner trotz aller Liebe nicht mehr. Meine Eltern schlugen mir daher einen Klinikaufenthalt vor. Ich habe mich immer mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.
Zu groß war die Angst vor der Intensität einer solchen Therapie und vor der langen Zeit weg von zu Hause. Trotzdem entschied ich mich eines Abends dazu, beim Beratungstelefon der Christoph-Dornier-Klinik anzurufen.
Ich habe dort mit einer super lieben Therapeutin gesprochen, die sehr verständnisvoll war und mir das Gefühl gab, dass ich bereits mit meinem Anruf den ersten richtigen Schritt gemacht hätte, im Kampf gegen meinen Zwang.
Ich füllte daraufhin den Eingangsfragebogen aus. Bereits ein paar Tage später rief mich ein Therapeut an um einen Termin für ein Erstgespräch vor Ort mit mir zu vereinbaren. Ich muss dazu sagen, dass ich schon während meiner Kindheit und Jugendzeit mehrfach in einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung war und daher weiß, dass ich mich einer Frau gegenüber wesentlich besser anvertrauen kann.
Als ich dies der CDK mitteilte, wurde mein Wunsch sehr verständnisvoll entgegengenommen und mir wurde dann ein Erstgespräch bei einer Therapeutin ermöglicht. Ich fühlte mich bereits bei meinem Erstgespräch sehr wohl und hatte das Gefühl, dass ich mit der Therapeutin gut reden konnte. Sie war verständnisvoll und sehr sympathisch. Des Weiteren fand ich es toll, dass ich im Rahmen des Erstgesprächs schon mal einen kurzen Einblick in die Klinik bekommen konnte. Ich muss sagen, dass ich wirklich positiv überrascht war. Es hat überhaupt nicht den Charakter einer Klinik. Auf mich wirkte es auf Anhieb sehr familiär und farbenfroh. Alle waren super nett und ich würde sagen, das Durchschnittsalter der Patienten lag zu dem Zeitpunkt zwischen 20 und 30.
Nach ein paar Tagen Bedenkzeit, entschied ich mich dann final für den sechswöchigen Klinikaufenthalt in der CDK. Da ich von der Therapeutin aus dem Erstgespräch wirklich sehr überzeugt war, sprach ich den Wunsch aus, auch während der Behandlungszeit dieser Therapeutin zugeteilt zu werden. Mein Wunsch wurde berücksichtigt und bereits Anfang Januar sollte es losgehen.
Meine Aufregung wuchs von Tag zu Tag. Vor dem Klinikaufenthalt galt es noch einige Fragebögen und ein Zwangstagebuch auszufüllen. Ich muss sagen, dass mir hierbei wieder einmal mein Perfektionismus in die Quere kam, der mich ziemlich unter Druck gesetzt hat.
Alle Zwänge eines Tages zu dokumentieren, war aber auch eine echte Herausforderung. Im Nachhinein muss ich sagen, dass diese Vorbereitung sehr wichtig war. Auch wenn man nicht alles perfekt aufschreibt und dokumentiert, gibt es den Therapeuten doch sehr schnell einen Überblick über das Störungsbild und die häufigsten Vermeidungsstrategien.
Als ich gemeinsam mit meinem Freund in der Klinik anreiste, war ich fast gelähmt vor Nervosität. Ich wurde aber super lieb empfangen und mein Freund durfte die erste Nacht gemeinsam mit mir in der Klinik verbringen, was mir den Start etwas erleichterte. Am nächsten Tag ging es dann mit den Einzeltherapiestunden los. Ich war zunächst überrascht, dass diese auf dem Patientenzimmer stattfinden, muss aber heute sagen, dass ich diese Methode sehr gut finde. Die Therapeuten bekommen auch dadurch noch mal eine andere Art von Einblick in das „Leben“ des Patienten.
Häufig beziehen sich Zwänge ja auch auf das Wohnungsumfeld. Es gibt „Schutzzonen“ und bestimmte standardisierte Abläufe. Die Konfrontationsübungen können somit direkt im „Wohnraum“ durchgeführt werden und ich hatte das Gefühl, dass ich mich besser mit den Gesprächen identifizieren und daran zurückerinnern konnte, grade weil diese in meinem Zimmer stattfanden. In einem unabhängigen Raum erscheinen mir Gespräche manchmal ferner von der Realität. In der ersten Woche ging es noch viel ums Kennenlernen.
Meine Therapeutin und ich haben viel geredet, sind meine Zwänge und Vermeidungsstrategien durchgegangen und haben eine Diagnostik durchgeführt. Meine Zwänge drehten sich in der Hauptsache um jegliche Körperflüssigkeiten. Blut, Verbände, Pflaster, Taschentücher und Co. waren daher meine schlimmsten Feinde und ich habe jeglichen Kontakt mit ihnen vermieden. Da sich bereits in der ersten Woche die Situation ergab, dass sich eine Mitpatientin Blut an ihrer Hose abwischte, während sie neben mir am Esstisch saß, starteten wir hierauf bezogen direkt mit den ersten Konfrontationsübungen.
Diese erscheinen anfangs wirklich überzogen. Alles wird auf die Spitze getrieben und die Therapeuten versuchen die ganze Zeit die Anspannung auf dem Höchstmaß zu halten. Ich habe die verrücktesten Sachen gemacht.
Man kommt sich lächerlich vor und trotzdem ist die Anspannung teilweise fast nicht aushaltbar. Manchmal stellt man aber auch fest, dass die Angst vor einer Konfrontation viel größer war, als die Konfrontation an sich. Dadurch, dass wirklich jede Grenze überschritten wurde und das „Ekelpendel“ genau in die andere Richtung ausgeschlagen wurde, muss ich sagen, dass die „Ekelgrenze“ wirklich erstaunlich schnell nach unten ging. Wenn irgendwann sowieso alles „ekelig“ beziehungsweise „verseucht“ oder „infiziert“ ist und es keine „geschützten Bereiche“ mehr gibt, kann man sich ziemlich schnell wieder ziemlich normal bewegen. Mich haben diese ersten Erfolge wahnsinnig erstaunt und motiviert immer weiter zu machen.
Mich auch den größeren Herausforderungen zu stellen, denn ich hatte gelernt, dass auch das größte Ekelgefühl irgendwann nachlässt und dass ich wesentlich mehr aushalten kann, als ich mir vorher zugetraut hatte. Natürlich verlässt man sich anfangs auf die Therapeutin und denkt...naja, wenn die Therapeutin jetzt sagt, dass ich das machen soll, dann kann es ja nicht so schlimm sein. Man gibt quasi jedes Mal ein Stück Verantwortung an die Therapeuten ab. Aber auch damit lernt man umzugehen.
Ich hatte zu Beginn der Therapie mit meiner Therapeutin festgelegt, dass ich mir nur noch nach dem Toilettengang die HÄNDE (Unterarme nicht inbegriffen) waschen darf und das nur noch EINMAL, mit einmal Seife und für maximal 30 Sekunden. Da ich, wie schon erwähnt, sehr perfektionistisch und sehr pflichtbewusst bin, habe ich mich von Anfang an, an diese Absprache gehalten. Meine Hände und Unterarme erholten sich sehr schnell wieder und das war eine der schönsten Belohnungen. Nach vielen Konfrontationsübungen lernt man mit der Zeit, die Dinge selber einzuschätzen. Bei mir war und ist es nach wie vor so, dass ich oft selbst an mir und meinen Erfolgen zweifle. Zu groß ist die Angst, wieder in den Zustand zurück zu fallen, in dem ich mich vor dem Klinikaufenthalt befand.
Ich habe aber gelernt, dass ich mir auch hierbei mehr vertrauen muss. Es wird immer starke und schwache Momente, gute und schlechte Phasen geben. Jeder Rückschritt ist auch ein Schritt.
Und auch wenn es mir am Anfang das Gefühl gegeben hat, versagt zu haben, beziehungsweise doch noch unter dem Einfluss des Zwangs zu stehen und diesem nachzugeben, habe ich gelernt, dass ich mich trotzdem nach und nach wieder nach oben kämpfen kann und das auch ohne meine Therapeutin. Auch wenn man zwei Mal am Tag 50 Minuten Einzeltherapie hat (was wirklich viel und dadurch sehr effektiv ist) gibt es eben auch während des Klinikaufenthalts immer wieder Situationen, in denen man das Erlernte eigenständig anwenden muss. Da sich meine Zwänge eben auch extrem auf meine Wohnung bezogen haben, bin ich an den Wochenenden nach Hause gefahren und habe auch dort eigenständig Konfrontationsübungen durchgeführt, sprich ich habe alles „infiziert“.
Was mir neben den Konfrontationsübungen ebenfalls sehr geholfen hat, war das Hintergrundwissen über den Zwang. Nachzuvollziehen, wie der Zwang entsteht und wie dieser aufrechterhalten wird. Auch durch dieses Modell habe ich gelernt, mich und meine Handlungen zu hinterfragen, Erlebnisse einzuordnen und mich selbst zu reflektieren. Neben den Einzeltherapiesitzungen habe ich an mehreren Gruppen teilgenommen. Die Gruppen greifen unterschiedlichste Themen auf und gehen auf die jeweils anwesenden Patienten ein. Ich persönlich konnte aus den Gruppen ebenfalls sehr viel mitnehmen. Zum einen lernt man die anderen Patienten besser kennen und baut untereinander eine Beziehung auf und zum anderen ergänzen die Themen und Erkenntnisse der Gruppen häufig die Ergebnisse der Einzeltherapie.
So konnte ich in der Zwangbewältigungsgruppe noch mehr über die Zwänge erfahren und somit zum „Experten meiner Krankheit“ werden. Auch half es mir, meine Zwangsgedanken besser einordnen und verstehen zu können und mich nicht länger dafür zu verurteilen.
Und was in meinen Augen das Wichtigste ist... man lernt, den Zwang als eine Krankheit anzuerkennen. Sich nicht dafür zu schämen oder dahinter zu verstecken. Niemand von uns hat sich das ausgesucht. Keiner hat geschrien, dass er einen Zwang haben möchte.
Der Zwang hat immer eine Funktion und im Endeffekt beschützt er uns vor irgendetwas. Eigentlich kann man ihn mehr als einen guten Freund sehen, der lange Zeit auf einen aufpasst. Mein Zwang hat nun lange genug auf mich aufgepasst. Ich bin mit der Einstellung in die Klinik gegangen, dem Zwang die Stirn zu bieten. Das habe ich getan und ich habe ihn lange Zeit gehasst. Mittlerweile habe ich ihn als einen Teil von meinem Leben akzeptiert. Er gehörte halt lange Zeit einfach dazu und ich würde lügen, wenn er sich heute nicht auch noch ab und an melden würde.
Aber ich habe gelernt damit umzugehen. Gelernt, welche Sätze und Methoden ich ihm entgegen setzen kann. Ich spüre, wann ich in Angriffsposition gehen muss und wann ich die Situation auch ohne eine Konfrontationsübung machen zu müssen unter Kontrolle habe. Die sechs Wochen in der CDK haben mir geholfen, dass ich wieder der Chef in meinem Leben und der Chef meiner Krankheit sein kann. Ich kann mich wieder frei bewegen, innerhalb und außerhalb meiner Wohnung. Ich kann wieder Freunde zu mir nach Hause einladen, Dinge vom Boden aufheben, die Wohnung putzen ohne zwischendurch 20x die Hände waschen zu müssen, etc. Mein Leben hat sich einfach um 180° gewendet und auch wenn ich weiß, dass mich noch einige Herausforderungen erwarten und dass nicht alles glatt laufen wird, weiß ich, dass ich das nötige Werkzeug an der Hand habe, um mich aus der jeweiligen Situation heraus zu kämpfen.
Dafür bin ich einfach nur dankbar und daher kann ich die CDK von ganzem Herzen weiterempfehlen. Trotz aller Herausforderungen und Anstrengungen hatte ich dort eine super Zeit, mit tollen Mitpatienten, von denen viele echte Freunde für mich geworden sind.
Der Zusammenhalt ist einfach sehr stark, weil jeder den anderen verstehen kann und auch wenn jede Krankheit etwas anders ist, kann man sich doch zumindest in den anderen hineinversetzen, ihn aufbauen und pushen.
Die Zeit in der CDK war wohl eine der schwierigsten und zugleich eine der schönsten Zeiten meines Lebens. An alle, die noch überlegen, ob sie sich in eine stationäre Therapie begeben sollen und diesen Erfahrungsbericht vielleicht gelesen haben: Ich hoffe, dass ich ein bisschen Angst nehmen und Mut machen konnte. Es kann sich immer etwas verändern, wenn man es wirklich will. Hört daher niemals auf zu kämpfen, denn es lohnt sich auf jeden Fall!
Weiblich, 35 Jahre, Diagnose: Zwangsstörung
Der Grund, warum ich in die Klinik ging war, weil ich Phobien hatte und Waschzwang.
Ich hatte eine Phobie gegen die Straßenecken, Mäntel und Tüten, weil dort Hunde hinpinkeln und Menschen mit ihren Mänteln um die Ecke biegen und diese Stellen evtl. berühren.
Auch die großen, langen Tüten aus den Kaufhäusern machen mir Angst, wenn die Menschen damit um die Ecken gehen und die Tüten an den Ecken streifen. Ich bekam Panik. "Bloß nicht diese Tüten und Mäntel berühren, sonst hast du den Urin an deinen Beinen!". Wenn es mal passierte, musste ich sofort duschen, oder wenn ich eine lange Hose trug, musste sie in die Waschmaschine. In der Stadt fühlte ich mich auch ständig sehr unwohl, oder in der vollen Straßenbahn. Ich war ständig mit meinen Augen auf die Mäntel und Tüten fixiert. Ich war nie relaxt.
Dann hatte ich außerdem große Angst vor Mallorca. Ich arbeitete 7 Jahre dort als Reiseleiterin. Doch die letzten 3 Jahre litt ich sehr unter dem Waschzwang. Ich sah, wie ich einen Ekel auf diese Touristen in Mallorca bekam. Besonders davon betroffen waren diese "Kegelbrüder", die schon betrunken aus dem Flieger kamen und sich in Arenal niederließen. Dort soffen sie wie die Blöden, pinkelten von den Balkonen und bumsten am Strand am helllichten Tag. Auch meine Kolleginnen hatten den Ekel vor ihnen. Sie sagten auch: Guck mal den an, eklig. Aber zu Hause vergaßen sie alles. Schließlich ekelte ich mich dann auch vor den Kolleginnen. Ich konnte den Ekel nicht einfach abschalten. Ich steigerte mich da rein und fing an, zuerst die Hände zu waschen, dann die Kleider in die Maschine zu tun und anschließend zu duschen. Das Duschen war sehr anstrengend, denn jeder Millimeter vom Körper musste eingeseift werden. Manchmal vergaß ich, ob ich jetzt z.B. den linken Arm eingeseift hatte. Um sicherzugehen seifte ich ihn besser noch mal ein, und besser noch mal.
Am Ende duschte ich manchmal bis zu 30 Min. Dann kam ich mit den Nerven fertig und weinend aus der Dusche. Und das jeden Tag.
Wenn ich abends mit meinen Kolleginnen etwas unternommen hatte (es graute mir davor, aber alle baten, ich solle kommen), war ich in normaler Kleidung dort und danach schmiss ich die Kleider in die Maschine und duschte noch einmal, aber wieder ca. 30 Minuten lang. Im Bett gelegen, hatte ich oft keine Lust mehr aufzustehen: Angst vor dem langen Duschen immer und immer wieder. Ich wollte dann nur noch weg von Mallorca. Aber jede Bewerbung außerhalb der Insel ging in die Hose. So verbrachte ich 3 Jahre. Dann nach der Saison packte ich mein Auto und fuhr nach Granada, um dort einen neuen Anfang zu machen. Ich hatte noch keine Arbeitsstelle, fand aber bald eine in Marbella.
Die Arbeit war toll, aber meine Kollegin flog ein verlängertes Wochenende nach Mallorca und kam mit einem mallorquinischen Gebäck zurück. Ich bekam Panik, weil alle dieses Gebäck anfassten, sich nicht danach die Hände wuschen, und alles andere im Büro berührten. Ich musste kündigen, sonst hätte ich wieder 2 Leben geführt, wie auf Mallorca – das verseuchte Berufsleben, dann das saubere Privatleben. Ich wollte auf keinen Fall wieder so anfangen. Bei der nächsten Stelle war der Stuhl, auf dem ich beim Vorstellungsgespräch saß "verseucht" und ich sah, wie sich die Kollegen dort hinsetzten, dann auf meinen Bürostuhl, etc. Also, wieder kündigen. Mein dritter Arbeitsplatz war in einem Verkaufsbüro. Aber es kamen Touristen aus Madrid, die sonst jedes Jahr mit ihrem Auto nach Mallorca fuhren. Dieses Jahr wollten sie Marbella ansehen. Sie waren sehr interessiert, eine Wohnung zu kaufen und setzten sich in mein Büro. Der Chef kam und gab ihnen die Hand, etc. Wieder alles verseucht. Ich kündigte ein paar Wochen später. Zuerst wollte ich es mit Konfrontation probieren, aber es ging nicht. Anfangs putzte ich wie ein Blöder jeden Tag die Möbel, Telefon, etc. Aber als der Chef anfing zu fragen, was ich denn mache, weil die Arbeit nicht voranging, dacht ich, so – jetzt muss ich gehen. Ich zog nach Almeria, denn in Marbella spricht es sich rum, wenn man ständig den Arbeitsplatz wechselt. Doch in Almeria sah ich Autos von Mallorca, konnte deswegen nicht in Restaurants, Tankstellen, Supermärkte, etc. gehen.Ich merkte, dass ich so langsam anfing, abzudrehen. Da war es schon höchste Zeit Hilfe aufzusuchen. Ich hatte vorher ambulante Therapie, aber es half alles nichts.
So hörte ich von dieser Klinik. Ich hörte, hier wird heftige Konfrontation gemacht. Aber ich hatte meine Zweifel. Denn ich hatte ja auch mit mir selbst Konfrontation gemacht und es klappte nicht.
In der Christoph-Dornier-Klinik musste ich mit dem Therapeuten und einer Stofftasche alle Straßenecken abstreifen und dabei hinschauen. Das war eklig. Dann musste ich die Tasche berühren und mit diesen Händen Dinge im Zimmer, mein Gesicht, Haare, Körper, danach meine Bettwäsche, Kleider und Handtücher berühren. Am schlimmsten waren die Bettwäsche und die Handtücher. Ich suchte ständig einen Fluchtweg und dachte, ich lege mich ins Bett und wenn ich aus dem Bett gehe, dusche ich mich sauber, doch mein Handtuch ist ja auch verseucht, so blieb kein Lösungsweg. Ich musste da durch. Ich hätte mir frische Handtücher bei der Putzfrau besorgen können, doch da hätte ich mich selbst betrogen. Ich wollte das machen, was der Therapeut mir erklärt hatte. Ich hatte verstanden, was zu tun ist, um wieder normal denken zu können. Sonst hätte ich zu Hause bleiben können. Am nächsten Tag musste ich mit meinen Händen diese Straßenecken anfassen. Aber der Therapeut tat es auch, so konnte ich es auch tun. Es war aber sehr eklig. Im Zimmer musste ich mir mit den Händen mein Gesicht abreiben, Kleider, etc. Das gleiche wie am vorigen Tag. Es half mir viel, dass der Therapeut mitmachte. Am schlimmsten waren wieder die Handtücher. Es war so eklig, dass ich nicht mehr im Zimmer schlafen wollte, ein neues Handtuch wollte, usw. Aber ich blieb hart mit mir und machte das, was der Therapeut sagte. Wir machten diese Übungen immer wieder und der Ekel ließ mit der Zeit nach.
Als ich sah, dass es mit den Ecken klappte, war ich immer sicherer, dass es auch mit Mallorca klappt. Wir flogen dann dorthin. Erst wurde ich vorbereitet mit einer Postkarte von einem Hotel in Arenal. Ich kannte es und fand es total eklig. Ich musste diese Karte in mein Bett legen und alles damit verseuchen. Aber es ging. Vielleicht, weil die Ecken auch gingen. In Mallorca weinte ich ca. 30 Minuten lang am Flughafen. Auch bei den anderen Konfrontationsübungen, die wir machten, weinte ich. Es kam heraus, alles was mit meiner Arbeit zu tun hatte (Flughafen, Reiseleitung in den Hotels, Busse am Flughafen, Kolleginnen) war supereklig. So musste ich mich in die Reiseleiterstühle in den Hotels setzen, in einen Bus am Flughafen einsteigen, und im Flughafen sitzen. Es war hart. Aber ich schaffte es. Der Ekel, der Adrenalinstoß schießt hoch, aber nach einigen Minuten lässt er nach. Ich zweifelte vorher an diesem Vorgehen, aber es stimmt. Die anderen Patienten hatten die gleiche Erfahrung.
Ich bin jetzt am Ende meiner Therapie. Ich habe viel gelernt und Erfolg gehabt. Ich laufe richtig erleichtert durch die Stadt. Frei von diesem Zwang.
Alle Tüten können mich jetzt berühren. Nach Mallorca will ich so bald wie möglich wieder hinfliegen. Unbedingt. Und diesmal den Aufenthalt genießen. Ich muss aber immer wieder üben. Wenn ich merke, es kommt Ekel hoch, sofort Konfrontation machen. Ich habe gelernt, damit umzugehen, was zu tun ist. Alleine ist das unmöglich. Ich dachte auch, ich schaffe es alleine. Aber es geht nicht, es wird schlimmer und alleine kommt man da nicht heraus. Auch nicht mit Hilfe von Freunden. Es muss eine fremde Person sein. Ich dachte vor der Therapie: Das schaffe ich vielleicht nicht. Ich hatte Zweifel. Denn ich versuchte ja die Konfrontation selbst zu machen. Es erschien mir fast unmöglich, was der Therapeut mir erklärte, nämlich, dass der Adrenalinstoß in die Höhe schießt, aber nach einer Weile, einigen Minuten, wieder runtergeht. So lässt auch der Ekel nach.
Es klappte tatsächlich.
Weiblich, 39 Jahre, Diagnosen: Zwangsstörung, Panikstörung mit Agoraphobie
Der Zwang mit dem Zwang und die Angst vor der Angst
Mein Name ist Sabine H. Ich bin 39 Jahre alt und ich glaube jetzt fängt mein neues Leben an.
Ich leide unter Zwängen und Ängsten.
Die Angst wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt, weil meine Mutter bereits vor meiner Geburt an Ängsten litt. So brach irgendwann, mit 21 Jahren, die Angst auf die Straße zu gehen, auch bei mir aus. Aber das war erst der Anfang von vielen leidvollen Jahren, die ich an dieser Stelle aber nicht weiter schildern möchte.
Später kamen noch Zwänge dazu. Meine Zwänge fixierten sich hauptsächlich auf Entkalker. Wenn ich ihn durch Zufall in einem Geschäft sah (und sei es im Einkaufswagen fremder Leute) musste ich sofort nach Hause, um zu duschen und die Haare zu waschen. Ich hatte das Gefühl, der Entkalker war an meinem ganzen Körper. Die Kleider kamen in den Müll oder wurden durch Plastiktüten von den anderen Kleidungsstücken getrennt. Es gab nur noch "gute" und "schlechte" Kleidung. Nur "gute" Kleidung bedeutete Sicherheit; Sicherheit den Tag zu überstehen. Im Laufe von mehreren Krankenhausaufenthalten, einer neunjährigen ambulanten Therapie und durch die Mithilfe meiner Familie hatte ich es geschafft, nach langer Arbeitslosigkeit, wieder arbeitsfähig zu werden.
Allerdings durfte niemand wissen, dass ich psychisch krank bin. Hauptsache ich funktionierte von 07.00 Uhr bis 15.00 Uhr. Da ich immer bemüht war, meine Arbeitsfähigkeit zu erhalten wurde die Suche nach Sicherheit für mich zum Problem. Meine Ängste wurden schlimmer. Alleinsein für mich unmöglich. Die Zwänge wurden stärker. In Lebensmittelgeschäfte ging ich wie ein gehetztes Tier, immer in der Angst, Entkalker zu sehen. In manche Geschäfte bin ich überhaupt nicht mehr gegangen und wechselte sogar die Straßenseite wenn ich Kaffeemaschinen im Schaufenster gesehen habe.
Ich war durch meine Ängste nur auf meinen Wohnort beschränkt. Selbst in die nähere Umgebung konnte ich nur mit Begleitung. Alleine Busfahren, eine unmögliche Vorstellung.
Vor wenigen Wochen ist mir klargeworden, dass mein Leben so nicht mehr weitergehen kann und ich aller schnellstens etwas ändern muss. Durch meine ambulante Therapeutin habe ich von der CDK erfahren. Ich wusste die Therapie würde nicht leicht werden. Aber hatte ich wirklich eine andere Wahl? Ich hatte mich entschlossen alles zu tun, damit es mir besser geht.
In der Christoph-Dornier-Klinik habe ich mich meinen Problemen gestellt. Da jeder Patient ein Einzelzimmer hat, war meine erste Hürde mit dem Alleinsein, vor allem in der Nacht, geschafft. Nach einer Woche hatte ich mich daran gewöhnt. Durch längere Busfahrten mit meiner behandelnden Therapeutin, habe ich gelernt die Angst auszuhalten. Dabei habe ich gemerkt, dass ich trotz aller Panik nicht sterben werde und die Angst, nachdem sie die höchste Stufe erreicht hat, langsam zurückgeht. Mein Körper, den ich bis dahin wegen der Angst immer verflucht habe, hilft mir in diesen Situationen, weil er nicht die Kraft hat große Angst über einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten und die Angst somit nicht mehr die höchste Stufe erreichen kann. Diese Erfahrungen haben dazu beigetragen, mir die Bedrohlichkeit der Angst zu nehmen. Ich habe keine Angst mehr vor der Angst. Wenn sie dann kommt, habe ich halt Pech gehabt.
Zusammen mit meiner Therapeutin habe ich mich dann in Lebensmittelgeschäften bewusst dem Entkalker ausgesetzt. Ihn angesehen und verschiedene Artikel dieses Produkts in die Hand genommen. Diese Übung war sehr anstrengend. Auf meinem Zimmer haben wir dann eine der Tüten geöffnet und das Pulver angesehen. Langsam Stück für Stück wurde ich an den Entkalker und somit an meine Zwänge herangeführt. Zu meinen schwierigsten Aufgaben gehörte es, eine geöffnete Tüte Entkalker auf meinem Zimmer zu haben und zum ersten mal eine Kaffeemaschine allein zu entkalken.
Da nur die Übung den Meister macht, wurden es mehr Tüten und mehr zu entkalkende Geräte. Jetzt sehe ich im Entkalker nicht mehr die Gefahr wie früher. Ich kann meine Kleidung weiterhin tragen und muss mich auch keinen Waschorgien unterziehen. Um die Gefahr auszuschließen, dass ich in das alte Schema zurückfalle und Entkalker aus dem Weg gehe, trage ich in den nächsten Monaten immer eine Entkalkertablette in meiner Tasche. Dies zu tun, empfinde ich nicht als störend sondern als positiv, da die Tablette mich daran erinnert, dass ich den Kampf gegen meine Zwänge aufgenommen habe und bei diesem Kampf nur gewinnen kann.
Endlich nach so vielen Jahren, fange ich an freier zu werden. In Ruhe durch Geschäfte zu bummeln und keine Angst mehr vor Entkalker zu haben, ist für mich eine neue und sehr schöne Erfahrung.
Am Wochenende bin ich zum ersten Mal, seit 17 Jahren, alleine 30 Minuten mit dem Bus gefahren. Noch vor wenigen Wochen hätte ich so etwas für unmöglich gehalten.
Jetzt liegt es an mir, das Beste daraus zu machen. Ich würde mich freuen, wenn ich durch meine Geschichte anderen Betroffenen Mut gemacht habe, sich auf diese Art der Therapie einzulassen, um für sich ebenfalls eine neue bessere Welt zu entdecken und das Leben wieder lebenswert zu machen.
Weiblich, Diagnose: Zwangsstörung
Mich haben quälende, lebenseinschränkende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen bewogen, mich für einen Aufenthalt in der Christoph-Dornier-Klinik zu entscheiden.
Ich möchte meine positiven Erfahrungen mit der Behandlung meiner Zwangserkrankung in der Christoph-Dornier-Klinik gerne weitergeben. Vielleicht ermutigt mein Bericht, dem Zwang den Kampf anzusagen, um ein unbeschwerteres Leben führen zu können.
Ich kann für mich sagen, dass ich vom Konzept der Klinik und von der Durchführung durch meine Einzeltherapeutin sehr begeistert bin. Mir half die Intensität, die täglichen Gesprächs- und Übungseinheiten. Wir haben zunächst die Ursachen meiner Zwangserkrankung beleuchtet, die Funktion des Zwangs, auf letzteres kamen wir während der Therapie immer wieder zurück, so dass ich mit der Zeit schon prima selbst analysieren konnte, warum gerade ein Zwangsgedanke auftritt. Diese Erkenntnis machte mir das Vorgehen gegen den Zwang leichter. Die Alternativen zur Reaktion mit dem Zwang wurden wiederum gemeinsam erarbeitet. Das Konzept der Therapie bzgl. der Zwangserkrankung besteht darin, sich mit Angst verursachenden Situationen zu konfrontieren, die Angst aufs höchste Maß steigen zu lassen und sich nicht zu beruhigen. Ich machte die positive Erfahrung, dass die Angst nach schlimmen Übungen mit der Zeit von alleine ging. Nur mit dieser Vorgehensweise kann ich dem Zwang Einhalt gebieten.
Die Therapie ist schwierig aber zu schaffen und effektiver als andere Behandlungsmethoden, bei denen die Einzeltherapie sehr knapp bemessen ist. Ich habe hier Dinge geschafft, die ich mir vorher nicht hätte vorstellen können. Um mein übermäßig häufiges und detailliertes Händewaschen in den Griff zu bekommen, ließ ich ein paar Tage das Händewaschen ganz weg – mit einer besprochenen Ausnahme. Ich merkte hier als erstes, dass das Klinikkonzept funktionierte. Nach den ersten Toilettengängen war es wahnsinnig ekelhaft und schwer auszuhalten, die Hände nicht waschen zu dürfen, aber ich gewöhnte mich daran. Ekelgefühle und meine zwangsbedingte Angst, ich könne mir eine Scheideninfektion holen, wenn ich die Hände nicht wasche, wurden weniger und nahmen fast ganz ab und zwar ohne, dass ich mich in Gedanken beruhigte.
Ich benutzte zum Abtrocknen meines Gesichts und meiner Hände (Ausnahmefall) extra die Stelle am Handtuch, wo z.B. Make Up zu sehen war. Das fiel mir anfangs wieder extrem schwer, aber auch das legte sich.
Ich machte eigentlich fast permanent das Gegenteil von dem was der Zwang wollte, ich vertauschte feste Reihenfolgen und parfümierte mich vorm Toilettengang, was ich früher nicht gemacht hätte, da ich glaubte, durch die Parfümreste an den Fingern beim Abwischen eine Scheideninfektion zu bekommen.
Das Thema „Spritzen“ in Bezug auf Angst vor HIV ist ein weiteres wesentliches Behandlungsgebiet in meiner Therapie gewesen, wir haben leicht angefangen, obwohl mir das auch schon schwer fiel, und schließlich, was ich erst nicht wollte und mir nie zugetraut hätte, war 1., eine benutzte Spritze mit dem Schuh zu berühren und 2. in die AIDS-Beratungsstelle zu gehen. Ich hatte bei den letzten beiden Übungen unglaublich große Angst, die aber auch ohne Beruhigungsmaßnahmen verflog und hinterher war ich sogar richtig stolz auf mich. Das bin ich auch jetzt noch.
Doch so schnell wird man den Zwang leider nicht los, bei mir ist es zumindest nicht der Fall, so dass ich schon noch Angst habe, wenn ich eine Spritze sehe. Ich habe mir als weitere Übung für jeden Tag zum Angucken eine neue Spritze in der Apotheke gekauft und aus der AIDS-Beratung eine Schleifenanstecknadel mitgenommen, so konfrontiere ich mich auch zu Hause weiter mit meinen Ängsten.
Ermutigt wurde ich in Münster durch mein Therapeutin, die für alle Probleme, auch außerhalb der aktuellen Übungsreihe, ein Ohr hatte.
Durch die Anleitung meiner Therapeutin wusste ich später schon selbst, wie ich Übungen effektiv gestalte und was dem Zwang wieder Nahrung gibt und was nicht.
Das ist wichtig für die Zeit zu Hause. Ich bin leider nicht geheilt, das ist wohl auch eine nicht zu realisierende Traumvorstellung, in 4 Wochen gesund zu werden. Aber ich weiß jetzt, wie ich vom Zwang wegkomme und mich auf wesentliche Dinge im Leben konzentrieren kann, wie ich das Leben genießen kann. Meine Ziele habe ich anhand einer Zukunftsphantasie genau vor Augen. Es lohnt sich, gegen den Zwang anzugehen, für ein unbeschwerteres Leben und die Dornier-Klinik leistet meiner Meinung nach einen großen Beitrag auf dem Weg dorthin.