Weitere Persönlichkeitsstörungen
Paranoide Persönlichkeitsstörung
Betroffene sind sehr wachsam und vorsichtig. Sie zeigen aufgrund ihrer Erfahrungen ein Muster von Misstrauen und Argwohn anderen Menschen gegenüber. Sie erleben diese häufig als feindselig und haben große Angst ausgenutzt oder manipuliert zu werden. Daher überprüfen sie andere Menschen permanent auf Anzeichen von Böswilligkeit und sind sehr empfindlich gegenüber Kritik.
Hauptmerkmal der Paranoiden Persönlichkeitsstörung ist ein Muster tiefgreifenden Misstrauens und Argwohns gegenüber anderen Menschen. Sie erleben diese als grundsätzlich bösartig und sind davon überzeugt, dass ihre Grenzen massiv verteidigen müssen, weil die Anderen sie schädigen wollen. Sie vermuten auf der Grundlage von wenigen oder keinen Beweisen, dass andere sich gegen sie wenden könnten. Menschen mit dieser Störung widerstrebt es, sich anderen Menschen anzuvertrauen oder zu ihnen in engen Kontakt zu treten, da sie befürchten, die mitgeteilten Informationen könnten gegen sie verwendet werden. Auch wenn sie jemanden schon lange kennen, nimmt das Misstrauen oft nicht ab. Sie sind extrem empfindlich gegenüber Kritik, Beleidigungen, Verletzungen und Ungerechtigkeiten und reagieren oft mit starkem Ärger.
Ein Entstehungsmodell der Paranoiden Persönlichkeitsstörung
Für die Entstehung einer Paranoiden Persönlichkeitsstörung spielen häufig belastende und traumatische Erfahrungen in der Kindheit, eine invalidierende (abwertende, nicht-wertschätzende) Umwelt und Modelllernen von ebenfalls paranoiden Bezugspersonen eine wichtige Rolle.
Menschen mit einer Paranoiden Persönlichkeitsstörung haben überdurchschnittlich häufig in der Kindheit traumatische Erfahrungen wie körperlichen, sexuellen oder emotionalen Missbrauch erlebt. Grundbedürfnisse von Kindern wie Sicherheit, Geborgenheit, Liebe, Aufmerksamkeit, Anerkennung, Lob, Akzeptanz und Spontanität und Spiel wurden kaum erfüllt. Betroffene machten als Kinder häufig die Erfahrung, dass ihr Vertrauen missbraucht wurde und sie nirgendwo sicher sind. Durch die Bewältigungsstrategie der übermäßigen misstrauischen Kontrolle versuchten sie sich ein Gefühl von Sicherheit zu schaffen und ihre chaotische Umwelt bestmöglich einzuschätzen und zu kontrollieren. Häufig hatten Betroffene auch ein Modell, das Ihnen vermittelte, dass man niemandem vertrauen kann. Die Kombination dieser Faktoren führte zur Entwicklung dysfunktionaler Schemata (z. B. „Du kannst keinem vertrauen“) und zu einem erhöhten Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle. Zur Bewältigung versuchen Betroffene, sich durch erhöhte Wachsamkeit und Misstrauen vor Angriffen und Bedrohungen zu schützen.
Schizoide Persönlichkeitsstörung
Personen mit einer Schizoiden Persönlichkeitsstörung sind sehr unabhängig und verbringen ihre Zeit oft lieber allein als in Gesellschaft anderer Menschen. Ihnen scheint der Wunsch nach Intimität zu fehlen, sie erscheinen gleichgültig gegenüber Gelegenheiten, enge Beziehungen aufzubauen. Betroffene wählen nach Möglichkeit Aktivitäten, die keine Interaktion mit anderen Menschen erfordern. Oft leben sie daher sozial sehr isoliert.
Hauptmerkmal der Schizoiden Persönlichkeitsstörung ist ein tiefgreifendes Muster von Zurückhaltung gegenüber sozialen Beziehungen. Betroffenen scheint der Wunsch nach sozialen Beziehungen zu fehlen. Gegenüber Lob und Kritik anderer wirken sie gleichgültig. Sie geben von sich selbst oft allgemein an, dass sie wenig starke Gefühle empfinden. Die Betroffenen verhalten sich oft passiv und haben Schwierigkeiten, adäquat auf wichtige Lebensereignisse zu reagieren. Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung wirken oft einzelgängerisch, in sich gekehrt und wenig emotional. Viele Betroffenen erleben soziale Beziehungen als anstrengend. Der oft weitgehende soziale Rückzug schränkt ihre Gestaltungsmöglichkeiten im Privat- und Berufsleben erheblich ein.
Ein Entstehungsmodell der Schizoiden Persönlichkeitsstörung
Ursächliche Faktoren für die Entstehung einer Schizoiden Persönlichkeitsstörung sind in traumatischen Erfahrungen oder emotional sehr belastenden Beziehungserfahrungen, Modelllernen und Temperamentsfaktoren zu vermuten.
Personen mit einer Schizoiden Persönlichkeitsstörung haben aufgrund einer unzureichenden Erfüllung ihrer kindlichen Grundbedürfnisse vermutlich problematische Grundannahmen über sich selbst und ihre Umwelt erworben. Sie erwarten aus Beziehungen keinerlei Vorteile, sondern nehmen Beziehungen als kalt, nicht verlässlich, unerfreulich oder schädlich wahr. Sie glauben, sich nur auf sich alleine verlassen zu können. Hauptsächliche Bewältigungsstrategien sind Distanzierung und Vermeidung. Eine Korrektur der problematischen Grundannahmen ist dadurch nicht möglich. Aufgrund mangelnder Erfahrungen verstärken sich Defizite in der sozialen Interaktion, was die Verunsicherung noch verstärkt und teilweise tatsächlich zu weiteren negativen Beziehungserfahrungen führen kann.