Töfte Regionalmagazin
Die Christoph-Dornier-Klinik in Münster ist seit 1993 Erwachsenen und Jugendlichen ab dem 14. Lebensjahr ein verlässlicher Partner bei der Behandlung von diversen psychischen Erkrankungen. Heute steht die Klinik unter der fachlichen Leitung von Dr. med. YooJeong Lee, Leitendende Ärztin und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Dr. phil. Diplom-Psychologe Benedikt Klauke, Leitender Psychologischer Psychotherapeut, Dr. med. Johannes Kriete, Leitender Oberarzt und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Vera Frühauf, Diplom-Psychologin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.
Behandlungskonzept mit Alltagstauglichkeit
Ein ausgezeichnetes zahlenmäßiges Patient-Therapeut-Verhältnis ermöglicht eine intensive Psychotherapie, die sich ganz nach den Bedürfnissen des Patienten richtet. Damit wird der Klinikalltag unter verhaltenstherapeutischen Gesichtspunkten so gestaltet, dass die Jugendlichen maximal davon profitieren. Durch die Möglichkeit, therapeutisch begleitete Übungen z. B. auch in der Heimatschule durchzuführen, kann Vermeidungsverhalten intensiv begleitet und sehr alltagsnah abgebaut werden. In jugendspezifischen Gruppen werden u. a. Problemlöse- und soziale Kompetenzen gefördert. Aufgrund der intensiven Therapie (Zehn Einzelpsychotherapie-Einheiten à 50 min pro Woche) beträgt die durchschnittliche Behandlungsdauer des Patienten ca. sechs Wochen (dieses gilt nicht für die Behandlung der Anorexie/Essstörung), wodurch Fehlzeiten in der Schule verkürzt werden und ebenso die Rückkehr in den Alltag erleichtert wird. Obwohl die Christoph-Dornier-Klinik eine Privatklinik ist, werden auf der Basis von Einzelfallentscheidungen auch gesetzlich versicherte Menschen behandelt.
Die Töfte-Redaktion hat sich mit Vera Frühauf, Diplom-Psychologin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in der Christoph-Dornier-Klinik zum Thema psychische Probleme bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterhalten:
1. Was sind typische Warnzeichen für eine psychische Störung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen?
Warnzeichen sind Veränderungen im Erleben und Verhalten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So kann es bei einer psychischen Störung z.B. zu sozialem Rückzug, Stimmungsverschlechterung, Vermeidungsverhalten oder auch Leistungseinbrüchen in der Schule kommen. Wenn ein lernfreudiges und bislang sozial aufgeschlossenes Kind sich plötzlich weigert in die Schule zu gehen, sollte man aufmerksam werden.
2. Warum sind junge Menschen im Alter zwischen 11 und 21 Jahren so anfällig für seelische und psychische Erkrankungen?
Jugendliche befinden sich im Übergang vom Kindsein zu Erwachsensein. Diese Phase ist mit zunehmendem Alter mit zahlreichen Entwicklungsaufgaben wie z.B. die Loslösung von den Eltern, die Entwicklung tieferer Beziehungen zu Gleichaltrigen, die Ausbildung einer eigenen Identität sowie die berufliche Orientierung verbunden. Hier bestehen besondere Empfindlichkeiten und es kann zu Problemen bei der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben kommen. Die mit der aktuell bestehenden Pandemie verbundenen Einschränkungen können die Bewältigung zusätzlich erschweren.
3. Wodurch werden seelische Störungen und psychische Krankheiten bei Jugendlichen begünstigt?
Die Entstehung einer psychischen Erkrankung ist immer ein multifaktorielles Geschehen. Das heißt es gibt häufig neben einer biologischen Veranlagung Faktoren aus der Umwelt wie z.B. ein sehr leistungsorientiertes Elternhaus sowie in der Persönlichkeit verankerte Empfindlichkeiten.
4. Welche Arten von Störungen treten häufig auf?
Häufige Erkrankungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die insbesondere auch bei uns in der Klinik stationär behandelt werden, sind Depressionen, Ängste (hier vor allem auch Soziale Phobien), Essstörungen, aber auch Zwangsstörungen.
5. Sind Auslöser für Auffälligkeiten bekannt?
Häufig führen Erlebnisse, die mit einem erhöhten Stresserleben verbunden sind bei bereits bestehenden Empfindlichkeiten zur Entstehung von ersten Symptomen, die sich in der Folge durch eine Art „Teufelskreis“ weiter verstärken.
6. Wie können Eltern präventiv Störungen vorbeugen?
Eltern sollten versuchen, ihre Beziehung zu den Kindern so vertrauensvoll zu gestalten, dass sich die Jugendlichen in Krisen an sie wenden. Oft hilft es den Jugendlichen bereits, wenn ihre Eltern bei Problemen erst einmal zuhören und signalisieren, dass sie für sie da sind. Ein gutes Familienklima ist zudem sehr hilfreich.
Wichtig ist, dass Eltern sich auch um sich selbst kümmern. Denn geht es ihnen gut, hilft dies auch ihren Kindern, psychisch gesund zu bleiben.
7. Welche Anlaufstellen sind zu empfehlen, wenn Störungen durch die Eltern vermutet werden?
Eine gute Anlaufstelle sind niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten oder niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater. In diesem Umfeld können durch Fachpersonen mögliche Erkrankungen diagnostiziert und entsprechende psychotherapeutische Behandlungen durchgeführt werden.
Ist eine ambulante Therapie nicht ausreichend, sind Kliniken wie unsere, die sich auf individuelle Behandlungen von psychisch erkrankten Jugendlichen und jungen Erwachsenen spezialisiert haben, eine mögliche Anlaufstelle.
8. Haben psychische Auffälligkeiten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Pandemiezeit zugenommen?
In der aktuellen Zeit erwachsen zu werden, stellt eine große Herausforderung für Jugendliche dar. Die Auswirkungen der Pandemie mit den einhergehenden Einschränkungen, die fehlenden persönlichen Kontakte im Lockdown und die starke Veränderung unseres Alltages wie beispielsweise Homeschooling bringen die psychische Belastbarkeit an Grenzen und teilweise auch darüber hinaus. Dass psychische Auffälligkeiten in dieser Altersgruppe zugenommen haben, belegt auch die aktuelle Studienlage. Z.B. zeigt eine aktuelle Studie der Uniklinik in Hamburg eine Zunahme psychischer Erkrankungen im Jugendalter.
9. Gibt es typische Störungen in der Pandemiezeit?
Studien haben gezeigt, dass vor allem die Häufigkeit von Angsterkrankungen und Depressionen im Laufe der Pandemie gestiegen ist. Dies deckt sich auch mit den Erfahrungen aus unserem Klinikalltag. Zudem beobachten wir zurzeit eine deutlich erhöhte Zahl von jungen Patienten mit Essstörungen.